Ich schieße nun fast ein Jahr Bogen. Nein nicht ganz. Im Oktober, zum letzten Training im Freien, sind Jan und ich bei den Ahltener Bogenschützen vorstellig geworden. Im November wusste ich welches das gefährliche Ende ist und ab Januar haben sich die anderen getraut, beim Schießen neben mir zu stehen.  

Seitdem schieben Siggi und Michael meine Scheiben fortwährend weiter nach hinten beim Training, was sich nicht immer positiv auf die Ergebnisse auswirkt. Die Halle habe ich bei 30 Metern verlassen und zur Vereinsmeisterschaft lag es dann auch nahe auf die 40 zu gehen um den Turnierbetrieb beim Kreisbestenschießen kennen zu lernen.  

Während mich zur Vereinsmeisterschaft noch Anja und Jenny auf der Scheibe begleiteten, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich zur KM alleine auf der Linie stehen werde. „Klasse du kennst da keinen, weißt eigentlich noch gar nicht so recht was dort wann und wie passiert. Das Training hast du die letzten Wochen auch vernachlässigt... das kann ja nur gut gehen.“ Als Retter in der Not stand mir dann aber doch Christian begleitend zur Seite. Nachdem ich ihn mittags eingesammelt hatte, fuhren wir direkt zum Austragungsort, dem Bogensportplatz des Schützen-Corps Lehrte.  

Ausgehend von unserem Hallenturnier war ich dann doch etwas ernüchtert über die überschaubare Truppe von Bogenschützen. Aber es waren ja auch nicht alle Klassen vertreten. Natürlich trat auch das ein, was ich im Vorfeld befürchtet hatte, ich sollte meine Disziplin alleine schießen.  

Bereits beim Aufbau gab es den ersten Schauer, diesen allerdings noch unter einem schützenden Dach. Pünktlich zum Schießbeginn setzte der Regen aus, nur um nach den Testpfeilen umso stärker zurück zu kommen. „Gut, dann weiß ich nun auch wie es sich anfühlt, in nass zu schießen.“  

Während des ersten Durchgangs machten sich die ständig wechselnden Wetterbedingungen, unerwarteterweise nicht so stark im Ergebnis bemerkbar. Den Kollegen der anderen Vereine machte das scheinbar noch weniger aus. Der einstimmige Kommentar aller war: „weißt du noch, Ahlten vor zwei Jahren...“ Keine Ahnung was die meinten, mir reichte das hier schon. Finger kalt, Schlüppi nass, verbliebenes Haupthaar liegt auch nicht mehr so richtig und die kommen mir mit ollen Kamellen. Als wenn wir in Ahlten jemals schlechtes Wetter hätten, tztz.  

Während es trotz der Widrigkeiten an der Linie noch ganz gut klappte, machte sich vorne an der Scheibe Verwirrung breit. Ich erwartete jederzeit, dass aus dem Papier wieder ein Baum wuchs, so durchnässt wie das war. Erst versagte der Kuli auf dem Wasser mit dem bisschen Schießzettel darin und anschließend, nach dem Wechsel auf Bleistift, brach mir dieser auch gleich ab. Dann versagten die Rechenkünste (ich gebe zu, war nie meine Stärke). Als ich dann auch noch die falschen Pfeile ansagte, die Ergebnisse der anderen falsch notierte und zu allem Überfluss einen Pfeil anfasste, kamen Sehnsüchte in mir auf die Maulwurfsstollen des Platzes zu erkunden.  

Doch auch hier sollte ich gerettet werden. Dieses Mal war es Annegret Kensy, die sich die Scheibe mit mir teilte und Opfer meiner Rechnereien wurde. Sie nahm mich kurzerhand unter ihre Fittiche und ersparte mir damit ein karges Leben unter dem Lehrter Bogensportgelände. Ein ganz großes DANKE dafür. Noch vor der Pause kamen Margarete und Gerald, um nach dem Rechten zu schauen. Rosi und Christoph taten es ihnen gleich. Auch dies trug maßgeblich zu meiner Aufheiterung bei.  

Ein Rätsel bleibt mir, was in der Pause mit meinem Bogen geschah. So schoss ich in Passe 7 meine erste Fahrkarte und kam auch in den darauf folgenden kaum auf gute Ringzahlen. Erst massives Nachjustieren der Visierung brachte meine Pfeile wieder Richtung Gold. Zu retten war da aber nun leider nichts mehr, das konnten weder Annegret noch Christian.  

Immerhin konnte ich mein erstes außerhäusiges Turnier, dank des guten ersten Durchgangs, mit 515 Ringen abschliessen und mir somit den ersten Platz bei den Kreisbesten sichern *hust*...  Ein insgesamt sehr aufregender Tag liegt hinter mir mit vielen neuen Erfahrungen. Ich habe tolle Leute kennengelernt, einige noch namenlose Gesichter, neue Widrigkeiten, und die Erkenntnis, dass Ahlten vor zwei Jahren eine Katastrophe gewesen sein muss.   

Nun geht's wieder ans Training, Bornum mit seinem 30 Meter Turnier ist das nächste Ziel. Jenny war beim Korrekturlesen übrigens der Meinung, die eine oder andere Übertreibung gefunden zu haben. Dem widerspreche ich hiermit vehement.

Und hier die Fotos zur Wetterschlacht:

Samstag

Sonntag